Eine digitale Spurensuche
Große Teile des ehemaligen NS-Konzentrationslagers Ravensbrück gehören heute nicht zum Areal der Gedenkstätte. Über die vergessenen und teils zerstörten Gebäude und Orte des Gedenkstättenumfelds informiert die Webseite unbekanntes-ravensbrueck.de.
Das Areal des ehemaligen Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück erstreckte sich bei dessen Auflösung im April 1945 über mehr als 200 Hektar. Der Bereich der heutigen Gedenkstätte und des zugänglichen Areals bildete jedoch nur einen Teil dieses KZ-Komplexes. In der Umgebung der Gedenkstätte befindet sich daher eine Vielzahl von Orten und Gebäuden, die zum Lagerkomplex gehörten, heute jedoch nahezu unbekannt oder unzugänglich sind. Zumeist handelte es sich um Funktions- und Verwaltungsgebäude, die sowohl für das Funktionieren des KZ-Komplexes als auch als Arbeitsort für die Häftlinge von großer Bedeutung waren.
Die unterschiedlichen Orte und Gebäude befinden sich heute im Eigentum des Landes Brandenburg oder in Privateigentum und stehen teilweise unter Denkmalschutz. Sie sind für Einwohner*innen, Tourist*innen und die Besucher*innen der Gedenkstätte (mal mehr mal weniger) sichtbar, jedoch aufgrund fehlender Informationen, Überformung, Überbauung oder Verfall nicht lesbar.
Das Projekt ging von der Frage aus, ob und wie diese Bereiche, die nicht den Kern der Gedenkstättenarbeit bilden (bzw. gar nicht zu deren Areal gehören), in den Blick genommen werden können. In Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Ravensbrück entstand daraufhin zwischen März und August 2019 die Website unbekanntes-ravensbrueck.de , die in einer Art digitalem Rundgang über elf dieser unbekannten Orte informiert.
Neben kurzen Informationstexten machen historisches Bildmaterial und aktuelle Fotos sowie Audio-Spuren von Häftlingsberichten die teils unzugänglichen oder überbauten Orte virtuell erlebbar und betretbar – sowohl in ihrer historischen als auch heutigen Gestalt. Die Website unbekanntes-ravensbrueck.de kann von Interessierten und Gedenkstättenbesucher*innen als digitales Zusatzangebot genutzt werden, ist aber ebenso vor Ort über Tablet oder Smartphone als digitaler Guide nutzbar.
Gleichzeitig soll die Website ein größeres öffentliches Bewusstsein für diese Orte und Gebäude schaffen. Sie kann damit auch ein Ausgangspunkt für weitere Diskussionen zum Umgang, zur Erhaltung und Nutzung dieser Orte sein.
Fotos vom Launch der Webseite in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück am 9. August 2019.
Projektverantwortliche: Kristin Witte, k.witte@instytut.net
Projektdauer: 14. März – 31. August 2019
Ein Projekt des Institut für angewandte Geschichte – Gesellschaft und Wissenschaft im Dialog e.V. in Kooperation mit dem Studiengang Schutz europäischer Kulturgüter der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und der Gedenkstätte Ravensbrück.
Gefördert mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung.