Jan 212013
 
Gespräche mit den BewohnerInnen waren Teil der Aufgaben der Dorfreporter. Foto: Charlotte Sattler

Gespräche mit den BewohnerInnen waren Teil der Aufgaben der “Dorfreporter”. Foto: Charlotte Sattler

Achtung Dorfreporter!  Geschichte selbstgemacht.

Geschichtsworkshop für SchülerInnen

Im September 2011 fand in Stolpe bei Berlin (Hohen Neuendorf) ein Dorfreporter-Workshop mit SchülerInnen des F.F.-Runge-Gymnasiums aus Oranienburg statt. Die SchülerInnen erforschten die Entwicklung Stolpes vor 1989, hin zu den Veränderungen in den 90er Jahren bis heute mit journalistischen Methoden. Die Ergebnisse der historischen Reportage der SchülerInnen sind als interaktive Karte mit Fotos und Texten im Netz verfügbar.

Projektbeschreibung

Die Berliner Mauer ist als Symbol der Teilung zur Ikone geworden. Was aber passierte ‘nebenan’, in den brandenburgischen Dörfern, die an Berlin grenzen, nach 1989? In diesem Projekt erforschen Jugendliche mit ethnographischen Methoden das Dorf Stolpe und gehen der Frage nach, inwieweit das Dorf und seine Einwohner noch heute von der DDR, der Teilung und deren Folgen geprägt sind.

In den ehemals grenznahen Dörfern des Berliner Umlands hat in den 90er Jahren ein umwälzender Transformationsprozess stattgefunden. Im Zuge der Restitution bekamen Alteigentümer ihre vormals enteigneten Grundstücke zurück. Es zogen Westberliner in den ehemaligen Ostteil des Berliner „Speckgürtels“, der durch seine Grenzlage vor 1989 noch weitgehend unberührt und grün war. Vielerorts entstanden Konflikte zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen.

Ein zentraler Aspekt der Transformation in Stolpe ist der Bau einer neuen Wohnsiedlung und eines Golfplatzes, der heute ein eigenständiges Zentrum neben dem historischen Dorfkern mit Kirche und altem Gutshof bildet. Im Wohnpark wohnen Zugezogene, im alten Dorfkern die alteingesessene Dorfgemeinschaft. Vom Golfplatz aus sieht man gerade noch die Kirchturmspitze hinterm Clubhaus aufscheinen.

Durch die Beschäftigung mit dem gegenwärtigen kulturellen und sozialen Topographie des Dorfes und durch Gespräche mit verschiedenen Anwohnern durchlaufen die SchülerInnen den gesamten Prozess des historischen Denkens, der sie zu einem kompetenten und reflektieren Umgang mit der Vergangenheit befähigt. Sie werden als Akteure in das Projekt einbezogen, lernen, den Raum unter historischem Vorzeichen zu lesen und verbinden die eigenen Erfahrungen während der Dorferkundung mit historischen Materialien und Interviews mit den AnwohnerInnen.

Für das Jahr 2012 sind weitere Dorfreporter-Workshops geplant. Fünf Dörfer in Brandenburg, rund um die ehemalige Westberliner Grenze, werden von Schülergruppen in Workshops untersucht und die Ergebnisse in interaktiven Karten im Netz präsentiert. Zum Grenzreporter-Projekt 2012

Koordination
Maria Hiebsch

Gefördert durch
die Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung

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